Samstag, 20. Februar 2010

Eine Hommage an den guten alten Westen

Soviel steht fest: Noch sind Mitte, Prenzlberg & Co das Maß aller Dinge, um an einem hippen Ort in Berlin zu wohnen. Dort sind die Coolen, die Fashionistas, die Designer und all solche, die es werden wollen, zuhause.

Aber sind wir mal ehrlich. Geht man in Mitte aus der Haustür, wird man erst mal von tonnenweise Touristen überrollt – klar gibt’s hier das, was man als Nicht-Berliner unter Berlin versteht: Hinterhöfe, hippe Läden, Clubs, die man von außen niemals als solche erkennen würde, wäre man kein Insider, Second Hand Shops, 60ies Möbel etc. Das ist auch alles wirklich genial – und wer so richtig shoppen will, ist hier absolut richtig aufgehoben – auch all meine Lieblingsläden sind in Mitte… und wer gleichzeitig neben Einkaufen und Essen gehen auch ein bisschen Kultur mitnehmen will, ist in Mitte ebenfalls an der richtigen Adresse: im alten Postfuhramt CIO gibt’s meistens was Aufregendes zu sehen, die Museumsinsel und Nofretete sind gleich um die Ecke. Aber: muss man auch hier wohnen, oder ist es vielleicht auch einfach nur nett, einen Samstagsausflug nach Mitte zu unternehmen? Oder mal unter der Woche einfach zwischendurch schnell zu Muji, wenn das Badesalz leer ist, dann ein leckeres Schnitzel in Lebensmittel Mitte verputzen, und danach wieder nach Hause?

Oder nehmen wir mal den Prenzlberg. In Insiderkreisen auch Spätzlesberg genannt, was nicht unbedingt einem Kompliment gleicht. Woher das kommt? Weil es dort von Schwaben wimmelt. Ganz generell zeichnet sich der Prenzlberg durch eine immense Rate an „Zugereisten“ aus – man sieht zwischen all den Stuttgarter, Düsseldorfer, Münchner oder Hamburger Autokennzeichen nur ganz selten mal ein Berliner Nummernschild hervorblitzen. Oder Herrn Thierse sich vor Passanten verstecken. Dementsprechend hoch sind dort auch die Mietpreise – bekanntlich sind die genannten Neu-Berliner ja nicht von armen Eltern. Die alteingesessenen Berliner, die am Prenzlauer Berg seit Jahrzehnten ihre Wohnung hatten, wurden dafür im Zuge des Ost-Aufbaus aus ihren Häusern vertrieben – keiner konnte sich mehr die Miete leisten. Doch wo sind all diese Berlin geblieben? Marzahn? Neukölln? Oder wohin wurden sie verdrängt? Auch nicht unbedingt das, was man sich erträumt… Aber keine Frage – der Prenzlauer Berg ist nicht grundlos so beliebt, speziell bei Familien: Biomarkt, Grün, Spielplätze, Pärkchen, Cafés und Restaurants… alles, was das Herz begehrt, ist dort zu finden. Aber das hat eben auch seinen Preis.

Und was ist eigentlich mit dem guten alten Westen? Gibt’s den eigentlich noch? Die Antwort ist klar und eindeutig: natürlich gibt’s den noch. Und wie!

Nicht umsonst wohnen hier eine ganze Reihe an Kunstschaffenden, Schauspielern, Regisseuren und weiteren bekannten Persönlichkeiten. Der Westen ist straight und ehrlich. Und er kommt wieder! Zwar gehen Sekretärinnen geschäftig zur Arbeit und der Nachbar führt seinen Dackel spazieren, aber so ganz nebenbei auf dem Weg zum Bäcker begegnet man nicht selten auch mal Jürgen Vogel oder Heike Makatsch. Was will man mehr? Klar will man mehr – und man kriegt auch mehr. Zu Fuß in die Deutsche Oper die großen Stars anhören oder Malakov ansehen. Nach der Vorstellung im erstklassigen Restaurant Deutsche Oper dinieren. Anschließend ein Drink in der Paris Bar mit Otto Sander oder Markus Lüpertz am Nebentisch. Den Ku’Damm entlang flanieren und leckere Austern im KaDeWe schlemmen ist wieder absolut en vogue. Oder Samstagnachmittag im Rogacki eine Königin-Pastete, irgendwie ein typisches 80-er Jahre Essen, mit einem Glas Champagner. Oder einer der besten Mojitos, die ich in Berlin je hatte, im Gainsbourg am Savignyplatz schlürfen. Zwar von einem Kellner in Pullunder und Hemd serviert, aber wahnsinnig lecker.

Und wer mal keine Lust mehr auf das Stadtleben hat, packt einfach sein Fahrrad und ist in null Komma nix im Grünen… eine halbe Stunde bis nach Grunewald oder Dahlem, oder ebenso kurz bis zum Haus am Waldsee in der Argentinischen Allee – dort gibt’s sogar noch dazu Kultur. Und wenn dann endlich mal wieder Sommer ist, lohnen sich auch mal 45 Radl-Minuten bis zum Strandbad Wannsee. Da ist doch die Welt wieder in Ordnung. Vor allem auch für Weltenbummler – eine Viertelstunde bis zum Flughafen Tegel, davon können Münchner nur träumen.

Also liebe Neu-Berliner, zukünftige Berliner oder Berlin Besucher – wagt einen Gang in den guten alten Westen. Und schaut vorher mal hier rein – vielleicht ist ja auch für Euch der ein oder andere Tipp mit dabei.

SeenInBerlin

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